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Kunstworkshop Plagwitz 2017

02. September 2017, 14:00 Uhr
Alte Salzstraße 25, 04179 Leipzig-Plagwitz
(hinter der Baumwollspinnerei, Nebeneingang Parkfriedhof)
anschließendes Programm ca.14:30 Uhr in der Kapelle des Parkfriedhofs

Im Juli 2017 trafen sich 11 Künstlerinnen auf dem Parkfriedhof Leipzig-Plagwitz, um gemeinsam zum Thema „Kreuzwege–Lebenswege“ zu arbeiten. Es entstanden großformatige Malereien, Objekte und Musik. Die Werke werden in einer Galerie als „Kunst im öffentlichen Raum“ in der Alten Salzstraße ausgestellt bzw. sind im Innern des angrenzenden Parkfriedhofs zu sehen und zu hören.

Programm:
Iris Welker-Sturm, Wortstellerei // Gisela Kohl-Eppelt, Texte und Musik // Martina Brandt, Grußwort // Brunhild Fischer & Massa Grosswig “kreuzWEGE“ – eine symphonie //
Friedhofspark:
19 Werke der Kunstsymposien 2015 „Leben und Tod“ und 2016 „religio“
RAUM-KLANG-INSTALLATION im FREIEN-RAUM

Kreuzwege – Lebenswege

Workshop 2017

Britta Schulze: Kreuzungen
Kreuzungen im Inneren unseres gesellschaftlichen Bewusstseins, als Erfahrungen eines langen Entwicklungsweges des menschlichen Prozesses mit einem Punkt als Ursprung, der den Anfang verdeutlicht soll sich der Bildinhalt beschäftigen.
Mit einem Punkt als Ursprung fing es an. Dieser Punkt entstand durch sich kreuzenden Linien, die auch eine Wegkreuzung sein können. Der Punkt bezeichnet das Zusammentreffen mindestens zweier sich kreuzender Linien, die im besten Fall rechtwinklig zueinander stehen. Das Kreuz mit gleichlangen Seiten ist die Grundlage eines ursprünglichen Labyrinths, welche die Philosophie des Gleichmaßes in der Natur und Gesellschaft symbolisiert. Dieser Philosophie ein bild zu schaffen, steht für mich als Aufgabe im workshop „Kreuzwege“ im Plagwitzer Friedhof. Auf der großen Platte entwickeln sich Symbole von geometrischer Quadratur, des Labyrinths zur Erklärung mathematischer Geometrie des goldenen Schnittes. Diese werden verarbeitet mit bildhaften Elementen zur realen Darstellung von landschaftlichen Ausschnitten des Friedhofes, anlehnend an ein allegorisches Bild.

Britta Ankenbauer: An Ort und Stille: Hortus
Stabat Mater dolorosa. Maria im Rosenhag. Hortus Conclusus. Kreuzweg und Mutter. Es kreuzen sich Themen des Schmerzes, des Trostes und Heilens, angeordnet in einer Mischform von Landschaftsformat, Stillleben und Collage. Zentral ist der Garten, der stille Ort. Ich möchte den Blick auf das Tröstliche und nicht auf das Leiden wenden. Meine Arbeiten sind auch stilistisch Kreuzungen: Es kreuzen sich Malerei, Drucktechniken und Textilkunst in Schichten. Es kreuzt sich die Zeit, die fließt und der Moment der Erinnerung, der still steht. Zu meiner Arbeit gehört der Arbeitsprozess, der den Zufall als das, was uns im Leben geschieht und was wir nicht kontrollieren können, Raum gibt. Dies wird durch Techniken möglich, die eine Unkontrollierbarkeit innehaben, wie der Farbabtrag oder das Öffnen von Geweben (Dekonstruktion). Meine Bilder sind nie schnell lesbar, sie fordern dem Betrachter die Mühe ab, sich zurechtzufinden. Die Flut der Informationen überwältigt, ein zeitgenössischer Aspekt und ein dialogischer Akt: Ruhe zu finden, indem man sich die Zeit für Details im Kontext eines Ganzen nimmt. Kontemplation im besten Fall.

Dagmar Zehnel: commutatio
= Veränderung, Wandel, Austausch, Wegbahnung.
Strukturen wandel sich von wirr zu geordnet, Dunkel wandelt sich in Helles, doch beides vermischt sich auch. Ist es ein starres Kreuz oder tanzende Figuren. Auf dem Weg durchs Leben gibt es viele Veränderungen und manchmal fliegt der Wegbahnung ein Gedanke –an Freiheit ? – oder der Schutzengel voran.

Gisela Kohl-Eppelt: Sisyphos bittet um Erlösung
Erschöpft und verzweifelt von der immerwährenden Arbeit halt Sisyphos inne vor einer Landschaft mit untergehender Sonne. Ihn Quälen Visionen von Krieg und Verderben von Schlachthaus und Religionen.

Verok Gnos: Der Weg ist das Ziel
Der Kreuzweg kann auch als Reise in das eigene Ich, als Suche nach Selbstfindung und Spiritualität interpretiert werden. Dieser Prozessionsweg, der durch mehrere Stationen markiert ist, ähnelt der symbolischen Bedeutung eines Labyrinths.
Das klassische Labyrinth besitzt nur einen einzigen Weg, der direkt zum Zentrum und von dort wieder nach außen führt. Sinnbildlich stellt es ebenfalls eine Reise in unser Innerstes dar (Labyrinth der Kathedrale von Chartres).
Der dem Labyrinth ähnelnden Irrgarten bietet einen anderen Ansatzpunkt. Dieses „Pflanzen-Labyrinth“ soll den Orientierungssinn des Besuchers täuschen und in die Irre führen. Bei diesem Modell stehen Freizeitvergnügen und Freude an erster Stelle (Gärten Schloss Versailles).
Bei dem Kunstprojekt sollen beide Gedankenaspekte vereint werden:
Die Reise ins Spirituelle, bei der eigene Lebensstationen hinterfragt, Isolation und Verlorenheit bewusst gemacht werden, sowie die Reise in die Pflanzenwelt, die Spaß, Spiel und Begegnungen ermöglicht.

Sylvia Gerlach: Der Tanz – 7 Uhr früh
Die Wege der Menschen, die früh auf Arbeit gehen. Das Bild zeigt Einblicke des Eintauchens in die Dunkelheit und hinaus ins Helle im ehemaligen Fußgängertunnel am Bahnhof in Halle/S.
Menschen begegnen sich, laufen ins Helle, gemeinsam oder in entgegengesetzter Richtung, mit unterschiedlichen Empfindungen und werfen Schatten bzw. hinterlassen Spuren.

Jelena Radosavljevic: Kreuz als Symbol und Prinzip des Lebens
Kreuz als Symbol für das Religiöse, Symbol des Leidens, oder im Ausdruck dass „jeder sein Kreuz trägt“ – Symbol des Schicksals.
Doch unsere Lebenswege bestehen gerade aus „Kreuzwegen“.
Wenn unsere Energie, unseres Wesen auf andere Energien, andere Wesen trifft, die Wege kreuzen sich und so entstehen neue Wege, es geschieht vieles auf materieller und geistiger Ebene.
Das Kreuzen von Wegen steht für mich für Entwicklung, Wachstum, Veränderung. Deshalb auf dem Gemälde aus dem Herzen des Kreuzes ein Baum herauskommt.
Die Geburt, das Leben und der Tod – drei wesentliche Kreuzpunkte. Ganz viele andere, die unseren Lebensweg bestimmen sind Teil unseres Seins. Wie wir das wahrnehmen und nutzen, liegt an uns allein – so wie wir untereinander unterschiedlich sind.
Das gemeinsames der abgebildeten Menschen habe ich mit gleicher Art der Bekleidung unterzeichnet und jedoch trägt jeder andere Farbe, hat anderen Gesichtsausdruck und hält das Kreuz auf seine Weise. Die hügelige Landschaft im Hintergrund, mit dem Fluss der für die Vergänglichkeit steht, fliest ineinander, kreuzt sich und so ergibt alles ein Bild der Vielfältigkeit des Lebens – in einem Universum wo jeder Mikrokosmos sein Zuhause hat.

Doris Baum: Marienreigen II
Den Inhalt einer Deutung möchte ich nicht vorgeben.
Formell verwendete ich Symbole: Shiva in ausgearbeiteter Figur und Maria im Fragment einer Maske als Ausdruck der Symbol- und Konzepthaftigkeit von religiösen Figuren.
Shiva ist einer der wichtigsten Gottheiten des Hinduismus oder in der hinduistischen Trinität der Zerstörer neben Brahma, dem Schöpfer und Vishnu, dem Bewahrer.
Und Maria ist der wichtigste weibliche Aspekt in der christlichen Religion.

: iris welker-sturm, wortstellerin
Das Thema wird hier als permanente Wahl- und Entscheidungssituation verstanden zwischen grundsätzlichen Möglichkeiten: setzt man auf den hinweisenden Fingerzeig, versteift man sich auf (sogenannte) eigene Vorstellungen oder arbeitet man mit oder unter Druck.
Eine Aufgabe kann zu Entwicklung und in die Zukunft führen, man kann sie sich zu eigen machen, aber auch unter Druck zusammenbrechen und aufgeben.
Die Wahlsituation wird betont durch verwischte Kreise mit Kreuzen in den Grundfarben – die Alternativen; sieben (für die traditionell sieben Lebensphasen) sind leuchtend gelb hervorgehoben und angekreuzt, bzw. ausgewählt.
Welche wählen Sie aus, für sich und Ihre Mitmenschen?

Petra Hermann: Kreuzwege- Lebenswege
Weg des Kreuzes,
schmerzensreiche Straße,
Weg der Andacht,
Weg der Demut

Lebenswege bezeichnen Höhen, Tiefen, Kraft, Mut, Erkennen, Leiden, implizieren den nicht enden wollenden Fall genauso wie das Aufsteigen. Lebensweg ist sich schinden, mühen, ist wohlfühlen, lieben, angenommen sein, ist Erkennen, Veränderung. Körperlandschaften gleichen in ihren Wölbungen, den Rundungen, den Kurven, den Pässen gleichwohl dem Empfinden wie sich Lebensweg anfühlt. Körperlandschaften die zum Miteinander, zum Dialog einladen, die ein Gegenüber vermitteln, Geborgenheit und Verstanden werden. Vieles bleibt offen, an Fragen, an Neuem, an Wegen, ist letztlich jeder Lebensweg ein Kreuzweg.

MUSIK, SOUNDS – Querflöte & Saxophon
“kreuzWEGE“ – eine symphonie
ICH WÜNSCHE DIR – kreuzWEGE – VERZWEIFLUNG – ENTDECKUNG – TRÄNENREICH – ENDE
beim diesjährigen GEDOK-kunstsymposium zum thema „kreuzwege“ trafen sich die flötistin brunhild fischer und der saxsophonist massa grosswig zu einem musikalischen inspirations- und gedankenaustausch (in der friedhofskapelle des plagwitzer parkfriedhofes) die von brunhild fischer live kreierten sphärischen sounds von flöte und syntheziser begegneten dem improvisierten rhythmus und klang der saxophone massa grosswigs. diese gegensätzlichen intentionen spiegelten sich in ihrem farbenreichtum und ergaben ein bild von tiefer sattheit bis hin zu weiss glühenden wilden passagen – eine gesamtkomposition, welche die spektren und facetten des themas einzigartig wiedergeben