An der weißen Klinkermauer auf dem Lindenauer Friedhof befindet sich die Grabanlage der Diakonissen. Sie wird in nächster Zeit zu einem Gedenkort an das Wirken der Diakonissen umgestaltet. Derzeit erfolgt der zweite Bauabschnitt. Der desolate Zustand macht einen kompletten Abbruch der alten Mauer erforderlich. Das alte Fundament konnte teilweise wieder verwendet werden. Ebenso die weiße Verklinkerung. Nach erfolgter neuer Aufmauerung erfolgt ein Verputz und die Wiederherstellung der historischen Klinkerverblendung. Anschließend wird die Mauerbekrönung aus Betonfertigteilen neu angefertigt und eingebaut.
Die Maßnahme wird aus Fördermitteln des Freistaates Sachsen, des Vereins Ev.-Luth. Diakonissenhaus Leipzig, der Ilse Schwarz-Stiftung und aus dafür gebildeten Rücklagen des Friedhofsverbandes finanziert.
Seit 1891 besteht die evangelische, caritativ tätige Leipziger Diakonissen-Schwesternschaft. Im Jahr 1900 baute sie das Diakonissenhaus und Diakonissenkrankenhaus im aufstrebenden Leipziger Westen, einem Industrie-Stadtteil. An diesem sozialen Brennpunkt leistete sie Krankenversorgung und Gesundheitsfürsorge, auch in der Form aufsuchender Fürsorge in den Familien und Wohnungen. Zeitweise gehörten über 200 Schwestern zur Schwesternschaft. Sie wurden im Diakonissenhaus zur Krankenpflege nach dem Leitbild des Evangeliums der Bibel ausgebildet und danach, weit über Leipzig hinaus, in über 60 Kirchgemeinden als Gemeindeschwestern sowie in etwa 15 Krankenhäusern eingesetzt. Die Schwesternschaft ist eine Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft. Das Diakonissenhaus sorgte für den Unterhalt der Schwestern. Ihr freiwilliger Verzicht auf den üblichen Arbeitslohn hat dazu beigetragen, das diakonisch-soziale Engagement des Diakonissenhauses und die Bildungsarbeit zu finanzieren. So dient das solidarische Lebensmodell der Diakonissen der Allgemeinheit und der Wohlfahrt in der Gesellschaft.
Die Organisation in einer Schwesternschaft war im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert eine Möglichkeit für die Berufstätigkeit unverheirateter Frauen. Seit es für die Berufstätigkeit der Frauen diese Rahmenbedingung nicht mehr braucht, geht die Zahl der Diakonissen zurück. Jetzt leben fünf Diakonissen im Ruhestand im Diakonissenhaus. Ihre Erfahrungen mit einer christlichen Lebensgemeinschaft geben sie weiter, indem sie das Diakonissenhaus als Haus für Betreutes Wohnen nutzen und Frauen und Männer im Alter zur Teilnahme am gemeinsamen Leben einladen. Die Erfahrungen ihrer Glaubensgemeinschaft leben weiter in der heutigen Diakonischen Gemeinschaft, die als Nachfolgemodell gegründet wurde und zu der über 20 Personen aus verschiedenen Berufen, allen Altersgruppen und mit unterschiedlichem Familienstand gehören. Die bleibenden Werte ihrer Dienstgemeinschaft nimmt die Gemeinschaft der Mitarbeitenden im Diakonissenkrankenhaus auf und führt sie – je nach den Herausforderungen und Bedürfnissen der Zeit – fort.